Name: Megumi
Bedeutung: Segen, Güte
Alter: unbekannt
Wohnort: Nagi Island
Geschlecht: weiblich
Rang: Herrscher von Nagi Island (ranglos?)
Charaktereigenschaften: Megumi ist die Göttin von Nagi Island, sie hat außerdem 6 verschiedene Persönlichkeiten.
Diese Persönlichkeiten können sich nach Lust und Laune von einander lösen, aber auch wieder miteinander verschmelzen, jede hat ihre eigenen Stärken und Schwächen.
Allerdings verfügt nur eine von ihnen über die Möglichkeit Taijutsus anzuwenden. Alle anderen verfügen nur auf Nagi Island über die Macht, das Land zu verändern.
Wenn eine der Persönlichkeiten getötet wird, kehrt sie auf Nagi-Island zurück, sie sind als einzelne somit unsterblich.
Untereinander können die Persönlichkeit mittels Gedankenübertragung in Verbindung bleiben, was einer sieht, sehen auch alle anderen, wenn sie sich darauf konzentrieren.
Persönlichkeiten:Megumi (Hauptchar):Sie ist sozusagen die Hülle, die alle anderen Persönlichkeiten enthält.
Körperlich ist sie nur bei sehr wichtigen Angelegenheiten anwesend.
Aussehen:Chakranatur: keine
Stärken:ruhig, besonnen
strahlt eine mächtige Aura aus
Intelligenz
Genjutsu Durchsicht
Ausdauer
Chakramenge
Schwächen:körperliche Stärke
Geschwindigkeit
Präzision
Ninjutsu
Besonderheit:Megumi lässt sich nur blicken, wenn es wirklich wichtig ist, oder wenn die Insel bedroht wird. Für ihr Dorf würde sie sogar sterben...wenn sie es könnte.
Sie ist sehr überlegt und denkt nach, bevor sie spricht, das unterscheidet sie am meisten von ihren anderen Persönlichkeiten.
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Kyodai:Er ist die einzige männliche Persönlichkeit von Megumi.
Megumi vermisst vor allem ihre Geschwister, vermutlich verkörpert Kyodai genau diesen Schmerz.
Er taucht dort auf, wo Leid und Trauer herrscht.
Aussehen:Chakranatur: keine
Stärken:steuert Metall
ungefährliches Aussehen
körperliche Stärke (vor allem in der Metallhand)
Chakrabeständigkeit
Chakrakontrolle
Schwächen:kann nicht schwimmen
naiv
Chakramenge
Intelligenz
Ausdauer
Besonderheit:Eine Hälfte von Kyodai besteht aus Metall und seine Augen sind blutrot. Er ist ein richtiges Kind und redet, ohne zu überlegen.
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Noko:Bei dieser Persönlichkeit handelt es sich um ein kleines Mädchen, das mit einem riesigen, blutbefleckten Messer bewaffnet ist.
Sie spiegelt Megumis verlorene Kindheit wider.
Dieses Mädchen taucht dort auf, wo Ungerechtigkeit geschehen ist.
Aussehen:Chakranatur: keine
Stärken:Klugheit
Gewandtheit
Waffenkampf
Genjutsu Auflösung
Präzision
Schwächen:körperliche Stärke
Chakrakontrolle
Chakrabeständigkeit
Ninjutsu
Besonderheit:Noko scheint zwar nach außen hin noch ein Kind zu sein, aber sie drückt sich sehr überlegt aus. Allerdings ist sie manchmal mit der Situation überfordert und reagiert dann auf unterschiedliche Weise.
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Shi:Shi ist ein harmlos aussehendes Mädchen, das mit einer großen Sense bewaffnet ist. Sie verkörpert den Tod, den Megumi über ihre Feinde gebracht hat.
Man begegnet diesem Mädchen, wenn man dem Tod bereits sehr nahe war.
Aussehen:Chakranatur: keine
Stärken:Affinität
Geschwindigkeit
Waffenkampf
Schwächen:sie ist blind
Chakramenge
Ninjutsu
Besonderheiten:Shi scheint sich trotz ihrer Blindheit auch in fremder Umgebung zurecht zu finden. Wie genau sie das bewerkstelligt konnte noch nicht herausgefunden werden. Sie selber äußert sich dazu nie.
Alles in allem ist sie eine sehr stille Person.
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Tsumi:Das katzenhafte Aussehen dieser Persönlichkeit lässt erahnen, dass sie diejenige ist, die Taijutsus ausführen kann.
Sie spiegelt all das wider, was Megumi niemals erleben durfte. Sie steht für die Sünde, aber auch für die Liebe.
Tsumi taucht überall auf, wo die Post abgeht, sie ist die Persönlichkeit, die sich am ehesten in die Belange der Menschen einmischt.
Aussehen:Chakranatur: keine
Stärken:ihr Aussehen
Umgang mit Kunais (Präzision)
Taijutsu
Geschwindigkeit
körperliche Stärke
Schwächen:sehr neugierig, bringt sich so schnell in Schwierigkeiten
Geduld
Ninjutsu
Genjutsu
Chakrakontrolle
Besonderheit:Tsumi ist die chaotischste Persönlichkeit von Megumi, sie hat ständig etwas anderes im Kopf und macht sich nichts daraus, wenn andere sie deswegen aufziehn.
Sie ist neugierig und versucht ständig, von der Insel zu entkommen, allerdings hat sie keine Flügel, sodass sie bis jetzt noch keinen Erfolg damit hatte.
Den anderen Persönlichkeiten hält sie oft vor, dass diese langweilig wären, was diese mit mehr oder weniger Gelassenheit hinnehmen.
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Kaori:Diese Persönlichkeit ist die scheuste, sie versteckt sich lieber und beobachtet aus der Ferne, als sich aktiv in das Geschehen einzumischen.
Akogare erscheint Menschen, die auf der Suche sind, die verzweifelt ihren Weg suchen. Sie ist eine Art Schutzpatronin, die aber selten Ratschläge oder Zeichen gibt.
Aussehen:Chakranatur: keine
Stärken:hält sich bedeckt
bleibt auf Abstand
Chakraunterdrückung
Chakrakontrolle
Schwächen:vermutlich stumm
körperliche Stärke
Ninjutsu
Besonderheit:Nur die wenigsten wissen von dieser Persönlichkeit, da Kaori sich niemals vor einer großen Menschenmenge zeigt. Allerdings gibt es Gerüchte über sie, da schon so mancher unentschlossener oder verzweifelter Mensch ihr begegnet ist. Dabei hat sie niemals gesprochen, was vermuten lässt, dass sie stumm ist.
Story:Es ist nicht so, als ob ich nicht glücklich wäre…aber manchmal durchfährt mich der Hauch einer Erinnerung, so tief verborgen, dass sie nur von tiefen Empfindungen geweckt werden kann.
Wenn das geschieht, wünschte ich, ich wäre jemand anders…jemand, der ohne Angst vor diesen Bildern leben kann…jemand, der lachen und weinen kann, wann immer er will…
Doch dieses Glück wurde mir verwehrt.
Von Menschen, die mich nicht kennen, von Menschen, die mich nicht kennen wollten…
Böse Menschen, Menschen, die so viel stärker waren als ich…
Sie haben mir nicht nur meine Familie genommen…Sie nahmen mir auch meine Seele, das kleine Stück, das einen Menschen ausmacht…
Obwohl sie nicht sagen würden, dass ich ein Mensch war…Für sie war ich nur ein Ungeheuer, ein Scheusal, das sein Schicksal verdient hat…
Ich weiß nicht mehr, ob es wahr ist oder nicht…alles was ich weiß ist, dass ich Rache nehmen werde…Rache an allen, die mit lachendem Gesicht zusahen wie mir meine Seele genommen wurde.
Und ich warte…warte auf den richtigen Zeitpunkt…
Ich habe alle Zeit der Welt, ohne Seele kann ich nicht sterben, das haben diese Leute nicht bedacht…
Ich sitze in der Dunkelheit und beobachte…Ich sehe alles, nichts verbirgt sich vor meinen Augen…Auch, wenn sie blind sind, für die Schönheit der Welt…
Doch langsam verändert sich etwas in mir, der Hass hat eine neue Stufe erreicht, ich kann nicht mehr länger warten…
Etwas in mir drängt mich vorwärts, zwingt mich, mein Versteck zu verlassen…Ich kann nichts tun, wie immer bin ich machtlos…
Ob ich mir wünsche es wäre anders?
Ja…manchmal tue ich das, lasse ich zu, dass meine Gedanken abschweifen und sich ein Leben ohne Hass ausmalen…
Aber es ist nur ein Traum., das ist mir nur allzu deutlich bewusst…
Also verlasse ich meinen Unterschlupf, wage mich vorsichtig in eine Welt, die mir nicht mehr bekannt ist…
Seit 90 Jahren habe ich keinen Fuß mehr auf grünes Gras gesetzt oder frische Luft in meine Lungen gesogen…
Ich bin innerlich leer, ich brauche diesen Schnickschnack nicht…
Mein Leben ist erfüllt von Hass, für andere Dinge ist kein Platz…
Und so fliehen sie vor mir, diejenigen, die wissen, was sie angerichtet haben…
Aber sie werden nicht entkommen…kein Einziger…
Weder ihre Nachkommen, noch ihre Familien werde ich verschonen…sie haben es nicht verdient…
Schritt für Schritt nähere ich mich ihren Behausungen, lasse die bellenden Hunde verstummen und übe Rache…
Aber es bringt mir nicht die Erleichterung, die ich so gerne erlangen würde…
Ist mein Weg der richtige?
Zweifel keimen in mir…Ich kann sie nicht länger ausblenden…
Doch mein Hass ist zu stark…er treibt mich vorwärts…anfangs noch langsam, zögernd…aber er wächst, wird immer größer, je mehr Menschen durch meine Hand sterben…
Wann werde ich endlich Frieden finden?
Habe ich es nicht verdient?
Selbst nach einem Leben voller Leid, einem Leben, das kein Leben war, sondern ein Vegetieren, ein Dahinsiechen in meinem eigenen Hass, der mich auffrisst…
Die Sonne kann ich nicht ertragen, sie versengt meine bleiche Haut, ich wandere nur in der Nacht…
Es wird schwieriger sie zu finden…sie verstecken sich vor mir…
Jemand hat sie gewarnt…helle Lampen umgeben den letzten Kreis von Menschen, die an meinem Schicksal beteiligt waren…
Ich kann nicht verhindern, dass ich lache…das Biest in mir gewinnt die Oberhand, ich kann nur zusehn…
Erst viel später erlange ich wieder die Kontrolle über mich…
Das Wasser des Flusses, in dem ich stehe, färbt sich rot…
Was ist aus mir geworden…?
Eine Bestie…so wild, dass ich mich selber nicht mehr zähmen kann…
Mein Spiegelbild ist verschwommen, die Wellen kräuseln sich zu sehr, als das ich etwas hätte entdecken können…
Ich sehe nur meine blutigen Hände…Blut von Unschuldigen…
Es hat mir keine Erleichterung gebracht…
Mein Blick wandert hoch zum Himmel, dort oben, wo meine Familie lebt…
Dieser Weg ist mir verwehrt…
Von den Bäumen tropft der Regen, es müsste kalt sein…Ich spüre es nicht…
Meine Hände streifen über mein Gesicht…
Bin ich hübsch oder hässlich?
Ich habe mir diese Fragen noch nie gestellt…Warum denke ich jetzt, bis zu den Knien in einem Fluss stehend, darüber nach?
Es sollte mir egal sein…Niemand wird mich lang genug betrachten können, um sich darüber klar zu werden…
Mein Hass vernichtet alle, nicht nur die Schuldigen, auch deren Diener, deren Freunde und Bekannte, die gerade in der Nähe sind werden vernichtet…
Ihre Schreie hallen in meinen Ohren…Wann wird es enden…?
Hoffnung existiert in meinem Leben nicht…Sie ist ein Licht, das ich niemals zu sehen bekommen habe…Wie die Sonne, die ich meide, wann immer es möglich ist…
Rastlos ziehe ich weiter durch das Land, ohne Ziel, alle meine Feinde sind tot…Es gibt niemand, an dem ich noch Rache nehmen kann…
Bald dringen Gerüchte an meine Ohren…sie erzählen von einem Raubtier, das unschuldige Menschen gemordet haben soll…
Ich muss darüber lachen, Menschen sind so dumme Geschöpfe…
Langsam erdrücken mich die Jahre auf meinen Schultern…Auch wenn ich körperlich nicht altere…Ich spüre wie die Zeit an mir nagt…Langsam, aber unaufhaltsam…
Immer öfter denke ich an meine Familie, ihre Gesichter sind nur noch verschwommene Flecken in meiner Erinnerung, ausgelöscht von den Monstern, die mir meine Seele nahmen…
Die blinkenden Sterne rufen nach mir, aber ich weiß nicht, wie ich ihrem Ruf folgen soll…
Ich kann nicht sterben…
Ich kann nicht leben…
Meine Schritte führen mich immer weiter fort von den Menschen…Ich kann ihre Stimmen nicht mehr hören, will ihre Gesichter nicht mehr sehen…
Wohin ich gehe?
Ich weiß es nicht…
Die Zeit verschwimmt, wird zu einem Strom, der mich mitreißt…
Endlich erreiche ich das Ziel meiner Reise, zumindest glaube ich das…
Das Ungeheuer in mir ist verstummt…Der Anblick der Berge beruhigt mich…
Dort gibt es Höhlen, in die sich die Menschen nicht trauen…sie haben Angst vor der Dunkelheit…nicht so wie ich…
Mit blutenden Händen kämpfe ich mich ganz nach oben…Ich fühle keinen Schmerz…
Die Sonne versengt meine Haut…Ich fühle…nichts…
Aber ich kann es sehen…in Streifen löst sie sich von meinem vernarbten Körper…
Ist dies wirklich noch derselbe Körper, in dem ich auf diese Welt kam?
Ich kann mich nicht erinnern, wie ich ausgesehen habe…Ich vermeide es, mich in Flüssen oder Seen zu betrachten…
Ich denke, ich hab Angst…Angst vor meinem Gesicht…Das Gesicht eines Mörders…
Vielleicht fasse ich eines Tages den Mut und stelle mich meiner Vergangenheit…Aber jetzt möchte ich einfach nur schlafen…
Der Schlaf wird mich heilen…daran glaube ich…
Ein winziger Hoffnungsschimmer in all der Dunkelheit…
Endlich schenkt man mir Frieden…
Die Höhle erstreckt sich weit in den Berg hinein…Mir wird schwindlig und ich sinke auf die Knie…
Ich spüre wie jemand…oder etwas?…über meinen Nacken streicht…
Es ist seltsam…ich kann nicht fühlen…oder etwa doch?
Meine Gedanken zerfasern langsam, während das Gefühl immer stärker wird…
Mir wird schwarz vor Augen…
Mein letzter Gedanke gilt meiner Familie, darf ich endlich zu ihnen gehen?
Das erste, das ich warhnehme ist das Rauschen von Wasser.
Langsam hebe ich den Kopf…Ich liege auf dem Bauch…
Etwas stimmt nicht…Gedanken rasen durch meinen Kopf…Es ist viel zu hell, ich muss einen Unterschlupf für die Nacht finden…
Hastig versuche ich aufzustehen, meine Beine scheinen bleischwer zu sein, sie gehorchen mir nicht mehr…
Meine Hände verkrampfen sich vor Anstrengung, aber ich kann nicht aufstehn…Ich bin im Licht gefangen…
Verzweifelt sehe ich mich um…Ich bin nicht mehr in der Höhle…
Langsam wird mein Kopf klarer, ich muss tot sein…Eine riesige Erleichterung nimmt von mir Besitz, ich kann kaum atmen…
Mein Blick fällt auf hohe Bäume, ihre Blätter leuchten…nicht die Sonne…
Entschlossen richte ich mich in eine sitzende Position auf…endlich habe ich es geschafft…
Immer noch suche ich mit Blicken die Umgebung ab, wo sind meine Eltern?
Wo sind meine Geschwister?
Wenn dies der Himmel ist…dann müssten sie doch hier sein…
Langsam werde ich unruhig…ist dies nur ein grausamer Traum?
Leichter Wind lässt die Blätter über mir rascheln…
Ich spüre seine kühle Berührung auf der Haut und schließe die Augen…
Erinnerungen drängen in meinen Kopf…sie wollen an die Oberfläche, aber ich lasse sie nicht…
Ich habe nie etwas so schönes gefühlt, wie diesen Wind auf meinem Gesicht…
Erst als er wieder nachlässt öffne ich meine Augen…
Dies muss der Himmel sein…Alles in mir will diesem Gedanken Glauben schenken, doch ich kann nicht…
Ich wurde zu oft enttäuscht…für mich gibt es keine Erlösung…
Dennoch…Warum kann ich die Erde unter meinen Händen spüren?
Kühler Waldboden…
Ich balle meine Hände zu Fäusten, zerwühle dabei den Boden, ein Stein bohrt sich in meine Handfläche…
Ich genieße den Schmerz, er zeigt mir, dass ich lebendig bin…
Nachdenklich fahre ich mir mit einer Hand über das Gesicht, ich bemerke nicht, dass ich dabei Waldboden auf meinen Wangen verteile…
Ich schließe die Augen…will einfach nur die Berührung spüren…an nichts denken…
Wieder schieben sich Bilder vor mein geistiges Auge…schmerzverzerrte Gesichter…blutige Handabdrücke…
Ich seufze…
Ich kann meine Vergangenheit nicht verdrängen…
Entschlossen robbe ich zu einem Baum und ziehe mich an seinem Stamm nach oben…
Keuchend stehe ich da und betrachte meine schlanke Gestalt…ich habe mich verändert…
Fragen drehen sich hinter meiner Stirn im Kreis, wirbeln durcheinander.
Wie komme ich hierher?
Warum bin ich nicht mehr in der Höhle?
Hat mir jemand noch eine Chance gegeben?
Mir stockt der Atem bei diesem Gedanken…könnte es wirklich sein?
Meine Beine knicken ein, geben unter meinem Gewicht nach…
Wieder versinke ich in der Dunkelheit…
Bitte…bitte lass mich am leben…
Die Schmerzen kommen und gehen, sie sind wie ein Meer aus schwarzem Wasser, auf dem ich haltlos dahintreibe…
Manchmal werde ich nach unten gezogen, dann spüre ich nichts mehr, kann mich ausruhen, bis ich wieder an die Oberfläche gezogen werde, wo der Schmerz auf mich lauert.
Immer wieder holen meine Erinnerungen mich ein und quälen mich, aber es gibt auch schöne, jene, die mir meine Familie zeigen…
Ich weiß nicht wie lange ich so dahintreibe, es scheint endlos zu dauern, und doch…als ich erwache scheinen es nur Sekunden gewesen zu sein…
Meine Arme leuchten weiß auf dem kalten Steinboden, ich blinzle verwirrt, ist dies wieder nur ein Traum?
Oder bin ich wach?
Ich stemme mich in die Höhe, diesmal gehorchen meine Beine, ich kann aufstehn…
Mein Blick ist trüb, ich kann nicht genau erkennen wo ich bin, es ist so dunkel…
Ich beginne zu zittern, plötzlich schlägt die Kälte über mir zusammen, mein Atem…weiße Wölkchen in der Luft…
Wo bin ich?
Ich reibe über meine Arme, bemerke, dass ich nackt bin…
Der Körper einer Frau…
Ich weiß nicht, ob ich schon immer so aussah…
Aber da sind keine Narben, keine roten Striemen überziehen meine Beine…
Ich blinzle, das Bild bleibt das selbe…makellose weiße Haut…
Schritt für Schritt taste ich mich vorwärts, ich versuche nicht zu denken, will einfach nur aus dieser Düsternis verschwinden…
Ich weiß, dass es früher umgekehrt war, die Dunkelheit war mein Freund…Jetzt erscheint sie mir bedrohlich, ich gehöre nicht mehr hierher…
Der Gedanke lässt mich schwanken, wohin soll ich gehen?
Doch dann erkenne ich ein Licht…es markiert den Ausgang der Höhle…Ich verdränge die Zweifel, schwebe, wie eine Motte, auf das Licht zu…
Strecke die Hand danach aus…
Ich fühle mich so verletzlich…so schwach…aber dennoch, da ist eine Kraft in mir, wie ich sie all die Jahre zuvor niemals gespürt habe…
Und sie wächst…jeden Tag, den ich im Licht verbringe wird sie größer…
Etwas ist in dieser Höhle geschehen, das weiß ich ganz genau…doch ich kann mich nicht erinnern…
Nach langer Zeit nähere ich mich wieder den Menschen…
Ihre Behausungen haben sich verändert…auch ihre Kleidung…alles ist anders…
Ich verstehe ihre Sprache nicht, kann den Worten, die sie von sich geben, keinen Sinn abgewinnen…
Jemand gibt mir Kleidung…
Ich sage niemals ein Wort, auch dann nicht, als sie mich mit Gewalt dazu zwingen wollen…
Ihre Lebensart mag sich verändert haben…doch innerlich sind sie gleich geblieben…
Rohe Wesen, die kein Mitleid kennen…
Mein Körper sieht bald schon wieder so aus, wie er es früher getan hat…Rote Striemen, egal wohin man schaut…
Ich spüre zwar die Schmerzen, aber sie erreichen mich nicht…
Meine Seele haben sie mir vor langer Zeit schon genommen…Es gibt nichts in mir, dem sie noch Schaden zufügen können…
Vielleicht ist dies eine erneute Strafe für mein Taten…Ich durchlebe den selben Albtraum erneut, aber diesmal wie durch eine milchige Glasscheibe hindurch…
Doch ich erkenne langsam ein System…Es sind nicht alle Menschen schlecht…
Es gibt sogar solche, die versuchen, mir zu helfen…Sie stecken mir Essen zu, auch wenn ich es nicht brauche und verbinden meine Wunden…
Langsam verstehe ich ihre Sprache…sie ist so…roh…genau wie die Menschen selbst…
Und doch…ich erkenne eine Güte in manchen von ihnen…Vielleicht haben sie eine Chance verdient…
Der Hass in mir begehrt dagegen auf, er ist längst nicht verstummt, aber noch kann ich ihn zähmen, ihn beruhigen…
Ich will nicht erneut morden…Ich will nicht mehr mit blutigen Händen erwachen…
Ich spiele die Rolle der Unterwürfigen, lasse mich quälen…
Und ich lasse mir auch helfen, lasse sie ihre Güte beweisen…
Ich habe die Folter verdient, ich habe es verdient, dass man mir den Rücken blutig schlägt und sich an meinen unechten Schmerzensschreien ergötzt…
Doch ich sterbe nicht…egal was sie mit mir anstellen…Ich kann nicht sterben…
Erneut wandle ich über die Erde…mein Ruf eilt mir voraus…
Sie nennen mich wieder Ungeheuer…Scheusal…
Aber noch ist es nicht so weit…Ich muss mich weiterquälen…
Mein Ziel steht noch nicht fest…Diesmal führt mich keine Macht an einen friedlichen Ort…Vielleicht muss ich noch länger leiden…
Ich beginne wieder abzustumpfen, der Schmerz wird weniger, bis er ganz verschwindet…Der Hass wächst in mir…
Manche dieser Menschen scheinen die Gefahr zu spüren…Sie versuchen mich mit Geschenken gnädig zu stimmen…Es beruhigt den Hass tatsächlich…
Ich bleibe sehr lange Zeit bei ihnen…sie beginnen Häuser für mich zu errichten, in denen Statuen von mir stehen…
Ich weiß nicht, ob sie dies aus Angst oder Zuneigung tun…ich gebe ihnen für keines dieser Dinge anlass…
Der Hass brodelt tief in mir, doch ich kann ihn kontrollieren, je mehr Menschen sich um mich scharren, desto tiefer kann ich ihn hinabdrängen…
Diese Erkenntnis scheint wichtig zu sein…Vielleicht ist dies die Lösung…
So kann ich Frieden finden…
Die Zeit verfliegt…Ich sehe, wie meine Bewunderer geboren werden und sterben…
Ich verändere mich nicht…ich kann nicht altern…muss in dieser einen Gestalt verharren…
Jahreszeiten fliegen vorbei wie Blätter im Wind…Frühling, Sommer, Herbst, Winter…Ich nehme sie kaum noch wahr…
Sie nennen mich Gott…Ich weiß nicht, wann es begonnen hat, aber dieses Wort umgibt mich wo immer ich stehe und gehe…
Es ist mir gleich, sie können mich nennen wie sie wollen, ob Gott oder Scheusal, ich bleibe dieselbe…
Wenn die Menschen schlafen betrachte ich ihre Gebäude, die sie für mich errichten…Große Hallen, in deren Mitte ein großer Tisch steht…Sie nennen es Altar…
Einer von ihnen begleitet mich zu jeder Zeit, sie sagen, dass er mich beschützt…
Brauche ich ihren Schutz?
Was ist aus mir geworden, früher hätte ich so etwas nicht zulassen können…
In mir wächst eine Hoffnung heran, sie ist gefährlicher als alles andere…Wenn sie enttäuscht wird…Ich weiß nicht, was dann passiert…
Ist es mir wirklich gegönnt, Gefühle zu haben?
Darf ich Zuneigung zu diesen Menschen empfinden, die mich bewundern, die mich anbeten…
Sie nennen mich Megumi…Segen…Güte…
Der Name gefällt mir…
Zum ersten Mal seit vielen vielen Jahren habe ich wieder einen Namen…Eine Identität…
Ich habe eine Entscheidung getroffen, ich werde diese Menschen beschützen, werde dafür sorgen, dass sie ein Leben führen können,das ich niemals hatte…
Ich beginne damit, das Land, in dem ich lebe, besser kennenzulernen…
Es wird von den Bergen beherrscht, die mir so lange Schutz gewährt haben…
Sie sind die Wächter meines Reiches…
Der Wind auf meiner Haut ist mein Spion, er erzählt mir, was in meinem Reich geschieht…
Ich lerne, wie ich die Elemente beherrschen kann…Es gibt klare Grenzen dafür…das bemerke ich schon sehr bald…
Sobald ich zu weit von den Bergen entfernt bin, schwindet meine Macht…
Ich versuche es den Menschen klar zu machen, aber ich kann ihre Sprache immer noch nicht sprechen, sie verändert sich so schnell…
Für sie sind hundert Jahre eine so lange Zeit…für mich sind es nur Augenblicke…
Noch immer altere ich nicht, ein Grund, warum sie mich vergöttern…
Ich muss nichts essen…nichts trinken…
Und ich kann nicht schlafen…
Sie meinen, all das wären Zeichen für meine göttliche Herkunft…Ich würde ihnen die Wahrheit nicht verraten,selbst wenn ich sprechen könnte…
In letzter Zeit fühle ich mich immer kraftloser…
Die Menschen entzünden Feuer für mich und beten…Ich höre sie singen und klagen…
Meine Augenlider sind so schwer…Ich will einfach nur schlafen…
Im Traum sehe ich ein Kind…Es lacht und läuft vor mir davon…Ich renne hinterher…
Es ist wichtig, dass ich es erreiche…Warum auch immer…
Endlich habe ich es in die Ecke gedrängt…Sein Arm sieht seltsam aus…
Ich blicke ihm in die Augen…es sind die meinen…
Ein Name formt sich in meinem Kopf…Kyodai…
Hinter mir ertönt ein Kichern…Ich fahre herum…Da ist niemand…
Ein Schatten huscht knapp auserhalb meiner Sichtweite vorbei…
Wer ist da?
Meine Stimme klingt fremd in meinen Ohren…So lange Zeit habe ich sie nicht mehr gehört…
Aber ich verschwende keine Zeit darauf, mich zu fragen, warum ich plötzlich wieder sprechen kann, ich will die Quelle des Kicherns finden…
Das Kind hinter mir ist längst verschwunden, als ich im Laufen einen Blick zurückwerfe…
Was geht hier nur vor…?
Schnelle Schritte reißen mich aus den Gedanken…Da ist jemand…oder etwas?
Ich bleibe stehen, lege den Kopf seitlich, um besser hören zu können…
Jemand tippt mir auf die Schulter, mit einem Keuchen fahre ich herum…
Vor mir steht ein Mädchen…sie lächelt mich unschuldig an…in ihren Händen hält sie ein blutiges Schwert…es erscheint viel zu groß für ihre kleinen zarten Finger…
Sie legt den Kopf schief…
Noko…Der Name brennt sich in meine Gedanken…
Hör auf damit…Ich sinke auf die Knie…Meine Hände umfassen meinen Kopf…Er scheint vor Schmerzen zu platzen…
Nur ganz langsam fange ich mich wieder…
Ich hebe den Blick…Das Mädchen ist verschwunden…wie der Junge zuvor…
Ein fremdes Gefühl beginnt sich in meiner Brust auszubreiten…
Ich schaue nach unten, erwarte, Blut zu sehen, aber da ist nichts…Obwohl es sich wie eine Verletzung anfühlt…
Ich presse eine Hand auf die Stelle, die nun immer stärker zu schmerzen beginnt…
Keuchend stehe ich wieder auf…
Alles dreht sich um mich herum…Was ist los mit mir?
Ganz kurz verspüre ich Panik…
Doch dann sehe ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel…
Langsam wende ich mich ihr zu…Vor mir steht wieder ein Mädchen…
Es hat lange weiße Haare…Eine Sense…sie sieht aus wie ein Mond…mit seltsamen Schriftzeichen…
Abwartend schaue ich sie an…
Sie erwidert meinen Blick aus gelben Augen…aber sie sieht mich nicht…ob sie blind ist?
Wer bist du?…Sie schweigt und schaut mich mit traurigen Augen an…
Das Gefühl scheint sich wie eine unsichtbare Aura auszubreiten…Es nimmt von mir Besitz…Ich fühle, wie die Kleine leidet…so wie ich damals…
Voller Mitleid strecke ich die Arme nach ihr aus…
Aber ich kann sie nicht erreichen…Je mehr ich versuche, sie zu berühren, desto weiter scheint sie sich von mir zu entfernen…Die Schmerzen sind mitlerweile zu einem Brennen in meiner Brust geworden…Ich renne noch schneller, schluchzend vor Verzweiflung…
Doch sie ist weg…nur noch ein Flüstern schwebt durch meine Gedanken…Shi…so leise und zart wie ein Windhauch…
Ich blinzle nur ein einziges Mal, doch dieser kurze Augenblick reicht aus, dass sie verschwindet…
Ich sehe mich nach allen Seiten um, erwarte eine weitere Person, die sich mir vorstellt…Aber da ist niemand…Ganz allein stehe ich in diesem kalten Raum…
Frierend reibe ich mit den Händen über meine Schultern…Mein Atem wird zu kleinen Rauchwölkchen vor meinem Mund…
Langsam gehe ich einen Gang entlang, der mit jedem Schritt länger zu werden scheint…Ich will nur noch hier raus…Ich will aufwachen…Entdecken, dass es nur ein seltsamer Traum war und ich in Sicherheit bin…
Aber ich wache nicht auf…
Weit vor mir schlägt eine Tür zu…Ich zucke erschrocken zusammen…Ich bin nicht alleine…
Meine Schritte werden ganz von alleine schneller…Ich renne dem Geräusch entgegen, begierigt, endlich wieder jemandem zu begegnen…
Ich reiße die Tür auf und zucke zurück…Sie steht direkt vor mir…Mit einem schiefen Grinsen im Gesicht starrt sie mich mit gelben Augen an…
Wer bist du?
Meine Stimme zittert ein kleines bisschen, ihre Gestalt passt nicht in diese Umgebung…Sie sieht aus wie ein Freudenmädchen…Aber das spreche ich nicht aus…Ich will sie nicht verärgern…
Sie scheint diese Worte trotzdem irgendwie wahrzunehmen, denn sie beginnt zu lachen…
Dann drückt sie mir einen Kuss auf die Wange, dreht sich weg und winkt mir zu…
Ich bin die Sünde…nenn mich Tsumi…
Mit diesen Worten ist sie fort…Nichts erinnert noch an ihrer Gegenwart…Nicht mal ihr Duft ist zurückgeblieben…Flieder…
Plötzlich stehe ich auf einem sanft abfallenden Hang…überall ragen Kreuze aus dem Boden…
Ich weiß nicht, was das für ein Ort ist…er strahlt Würde aus…nachdenklich schreite ich über das kurze Gras…
Der Schmerz in meiner Brust wird erträglicher, fast sanft…er liebkost mich auf eine eigene Art und Weise…
Auf den Steinkreuzen stehen Namen…Ich will sie nicht lesen, etwas hält mich davon ab, warnt mich…
Eine Gestalt bewegt sich vor mir…Sie hat große schwarze Flügel…ein schwarzer Umhang verhüllt sie von Kopf bis Fuß…
Sie wirft mir einen kurzen Blick zu…Blondes Haar blitzt auf…dunkle Augen, die mich teils ängstlich teils neugierig mustern…
Ich beschleunige meine Schritte…sie tut es mir gleich…
Der Boden steigt leicht an…ich löse meinen Blick von der Frau und erblicke ein Kreuz am höchsten Punkt des Hügels…
Dort wächst kein Gras…der Boden sieht aufgewühlt aus…Felsen ragen heraus…
Die Gestalt rennt darauf zu und verschwindet hinter dem riesigen Steinkreuz…Der unebene Boden scheint ihr nichts auszumachen, sie schwebt geradezu…
Mir stockt der Atem, als sie wieder hinter dem Kreuz zum Vorschein kommt, sie sieht so unschuldig aus…
Der Blick, den sie mir zuwirft, ist ernst, aber nicht feindselig…Als würde sie auf etwas warten…
Ich starre zurück…Unsere Blicke verheddern sich ineinander…lassen sich nicht mehr lösen…Ich schwanke leicht…
Kaori…Der Name ist so gegenwärtig als hätte sie ihn geschrien, aber sie hat ihren Mund nicht einmal geöffnet…
Plötzlich lodert der Schmerz in meiner Brust wieder auf, viel stärker als zuvor…
Ich höre mich selber schreien, auch noch, als ich aufrecht dasitze und der Priester mich zu Tode erschrocken anstarrt…
Mit viel Mühe gelingt es mir meinen Mund zu schließen…dennoch wimmere ich weiter…
Der Schmerz ist viel zu groß…Roter Rauch wabert vor meinen Augen…Ich dränge ihn zurück…Es übersteigt beinahe meine Kräfte…
Und dann ist endlich alles schwarz…Ich kann mich nicht einmal daran erinnern, die Augen geschlossen zu haben…
Sie stehen um mich herum…ganz dicht…Ich kann mich nicht bewegen, gerate kurz in Panik…
Aber ihre Gesichter sind freundlich, sie strecken ihre Hände aus und jeder berührt einmal kurz meinen Kopf…die Schmerzen in meiner Brust werden langsam weniger, verwandeln sich in ein sanftes Beben…Mein Herz schlägt wieder…
Ehrfürchtig lege ich eine Hand auf die Stelle, dieses Gefühl…es ist unbeschreiblich…
Nach jahrhundertelanger Pause, hat mein Herz wieder begonnen zu schlagen…Mein Blick wandert von Gesicht zu Gesicht…sie alle lächeln…
Ich spüre, wie sich mein Gesicht verzieht…ich lächle ebenfalls…
Die 5 treten zurück und geben den Blick auf einen Spiegel frei…
Sie sehen mich erwartungsvoll an…Langsam erhebe ich mich…Wanke auf den Spiegel zu…
Mein Herz schlägt, als ob es zerspringen will…Es ist das schönste Gefühl auf Erden…
Endlich erreiche ich den Spiegel und blicke hinein…braune Augen starren zurück…
Ich blinzle verwirrt…Es ist nicht das Gesicht eines Monsters…Es ist ein ganz normales Gesicht…Mein Gesicht…
Meine Haare…so schwarz wie die Nacht…
Probehalber hebe ich die Hand und berühre meine Wange…Mein Spiegelbild macht es mir nach…
Eine Bewegung hinter mir erregt meine Aufmerksamkeit…Ich drehe mich ein bisschen…Erst jetzt erkenne ich die Flügel auf meinem Rücken…Groß und schwarz…
Hinter mir stehen die 5…Ich drehe mich ganz zu ihnen herum…
Wer seid ihr?
Meine Stimme klingt fremd in meinen Ohren…Aber sie hört sich normal an…Nicht die Stimme eines Scheusals…
Ich bekomme keine Antwort…Aber ich habe auch nicht damit gerechnet…
Sie schauen mich weiter mit unbewegten Gesichtern an…
Wir…sind du…
Ihre Stimmen hallen in meinen Ohren wider…Erschrocken presse ich meine Hände darauf und schließe die Augen…
Als ich sie wieder öffne liege ich auf etwas hartem…kalten…
Jemand beugt sich über mich…fremde Gesichter…
Verwirrt stütze ich mich auf einen Ellbogen und richte mich auf…
Rund um mich stehen viele Menschen…Aber ich erkenne keinen einzigen…Auch der Priester ist nicht dabei…
Wo…wo bin ich?
Meine Stimme klingt kratzig…Ich räuspere mich vorsichtig…Es ist so ungewohnt zu sprechen…
Aufgeregtes Gemurmel ist die einzige Reaktion auf meine Worte…Offenbar wissen sie, dass ich noch niemals zuvor gesprochen habe…
Verwirrt wische ich mir mit der Hand über das Gesicht, es ist immer noch unversehrt…
Ein Schauer der Freude überläuft mich…Mir wurde erneut ein neuer Körper geschenkt…
Bewundernd betrachte ich meine Beine, so weiß, wie der Marmorblock auf dem ich liege…
Offenbar haben sie mich in einen Tempel gebracht, als ich nicht aufgewacht bin…
Neugierig lasse ich meinen Blick durch den Raum wandern…Verunsicherte Gesichter, egal wohin ich schaue…
Ein hochgewachsener junger Mann löst sich aus den Reihen meiner Beobachter und kommt auf mich zu…
Er wirkt selbstbewusst, aber sein Blick wandert immer wieder nervös über meine Flügel, die fest an meinem Rücken anliegen…
Ich versuche zu lächeln, ihm die Angst zu nehmen…Aber ich bin nicht gut genug…Seine Nervosität scheint sogar noch schlimmer zu werden…
Als er vor mir ankommt, fällt er auf die Knie…Mit seiner Stirn berührt er drei mal den Boden…
Peinlich berührt schaue ich auf ihn hinunter…Dieses Verhalten ist neu…Ich kann damit nichts anfangen…
Endlich richtet er sich wieder auf…Ganz kurz treffen sich unsere Blick, aber er senkt sofort den Blick…
Er sagt mir, dass ich hier in Sicherheit bin und, dass ich wieder zu Kräften kommen muss…
Ungläubige greifen die Siedlungen meiner Anhänger an…Wut steigt in mir auf…Aus seiner Stimme höre ich die Angst heraus…
Entschlossen schwinge ich die Beine von dem Marmorblock und stehe auf…
Ich werde diese Menschen vertreiben, die meinen Frieden stören…Keiner wird übrig bleiben…
Verwirrt halte ich inne, ist dies wieder der Hass, der aus mir spricht?
Aber diesmal fühlt es sich anders an…Ich will diese Menschen schützen, die mich anbeten, mich bewundern…
Ich sehe die Entbehrung in ihren Gesichtern…Sie haben keine schöne Zeit hinter sich, soviel ist sicher…
Der Priester neben mir räuspert sich…Ich schaue nicht einmal in seine Richtung sondern gehe auf den Ausgang zu…
Ich will meinen neuen Körper testen, will laufen, springen…Aber ich zügle meine aufkeimende Freude…
Zuerst muss ich diesen Menschen helfen…
Ein kleines Mädchen stolpert vor meine Füße und fällt hin…Ich strecke meine Arme nach ihm aus und helfe ihr aufzustehen…Sie ist so dünn…In ihren Augen stehen Tränen, aber sie schluckt sie tapfer hinunter…
Sie erinnert mich sosehr an meine kleine Schwester…Kurz steigt Trauer in mir auf…Es ist so lange her, dass ich ihre Stimme hören durfte…Warum war es mir nicht vergönnt mit ihnen zu sterben?
Ich lächle dem Mädchen zu und schicke sie zurück zu ihrer Mutter, die sie sofort fürsorglich in die Arme schließt…
Dann setze ich meinen Weg fort…Die Menschen machen mir bereitwillig Platz…Es ist ein schönes Gefühl…
Endlich erreiche ich den Ausgang und trete ins Freie…
Zuerst bin ich von der Sonne geblendet, aber meine Augen gewöhnen sich innerhalb von Sekunden an die veränderten Lichtverhältnisse…
Mein Blick fällt auf ein gepflegtes Dorf, mit kleinen, aber schönen Hütten, die sich alle um den Tempel drängen…
Ich drehe mich um und betrachte ihn eingehend…Sie sind geschickter geworden…Was früher nur aufeinander getürmte Steine waren, hat nun eine geradezu grazile Gestalt…
Bewundernd gehe ich ein paar Schritte um das Gebäude herum…Überall stehen Statuen von mir…Ein paar meiner Körper erkenne ich wieder, andere nicht…Offenbar habe ich auch im Schlaf meine Gestalt verändert…
Der junge Mann steht nicht weit entfernt von mir und beobachtet mich…Als er merkt, dass ich ihn entdeckt habe, wendet er sich schnell ab, aber mir entgeht nicht der seltsame Ausdruck in seinen Augen…
In den nächsten Tagen mache ich mir ein Bild von der Bedrohung durch die Ungläubigen…Ich lasse mir die Schauplätze der Kämpfe zeigen, über denen immer noch der Geruch nach Blut und Schweiß hängt…
Es ist nicht leicht für mich…Ständig habe ich Angst, dass mein Hass wieder zum Vorschein kommt…Aber er bleibt verborgen…
Ich erfahre viel von den Menschen, sie stehen Schlange, um mit mir sprechen zu dürfen…Ich bin diesem Andrang nicht immer gewachsen…Es gibt Tagen, an denen ich so schwach bin, dass der junge Mann niemanden zu mir durch lässt…
Er ist immer da, wo ich auch bin…Er sagt, er wäre mein Beschützer…Ich frage mich, wovor er mich beschützt?
Seit ich aufgewacht bin, sind die Angriffe durch die Ungläubigen weniger geworden…Ich habe noch nie einen von ihnen gesehen, aber die Geschichten, die mir meine Untertanen erzählen, reichen völlig aus, um mir ein Bild von ihnen zu machen…Es sind böse Menschen…
Sie haben ganze Dörfer ausgerottet…Frauen und Kinder gemetzelt…
Aber auch meine Untertanen haben sich mit Blut befleckt…Ich will dieses Töten beenden…
Mit diesem Ziel vor Augen beginne ich wieder über mein Land zu wandern…Ich bin auf der Suche nach einem Ort, wo diese Menschen in Ruhe leben können…
Mit der Hilfe meiner Flügel erkunde ich auch die weniger zugänglichen Stellen…Und werde endlich fündig…
Es ist eine Insel, mitten in einem riesigen See…Das Meer, wie mir mein ständiger Begleiter mitteilt…
Die Insel nennt er Nagi Island…Mir ist der Name egal…
Ich fühle mich magisch zu diesem Fleckchen Erde hingezogen…Und dort habe ich Macht…Das spüre ich sofort, als ich sie zum Ersten Mal aus dem Nebel auftauchen sehe…
Es ist nicht einfach, meinen Bewunderern zu erklären, warum ich auf dieser Insel leben will…Aber sie gehorchen mir, als ich ihnen befehle Schiffe zu bauen…
Ob ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich sie aus ihrer gewohnten Umgebung reiße?
Nein…Ich weiß, dass sie dort sicher sind…Sicher vor Menschen, die meiner Macht misstrauen…
Der große Tag rückt immer näher, die letzten Schiffe werden beladen…Und dann…Endlich…Setzen sie sich in Bewegung…Mein Herz macht einen freudigen Sprung…
Ich fühle, dass ich auf dem richtigen Weg bin…Zum Ersten Mal in meinem Leben, tue ich etwas für andere…Es ist ein seltsames, aber schönes, Gefühl…
Und dann betrete ich mein Reich…Mir scheint, als ob alles nur auf meine Ankunft gewartet hat…
Mit einer einzigen Handbewegung befehle ich den Schiffen, sich zu Häusern umzuformen…Es geht ganz leicht…
Ein Raunen geht durch die Menschen, die mich begleitet haben, sie sehen zum Ersten Mal den Beweis, dass ich nicht so bin wie sie…
Aber sie halten mich deswegen nicht für ein Monster…Nicht so, wie die Menschen in meinem Heimatdorf…
Meine Gedanken wandern zurück in die Vergangenheit…Ich sehe noch einmal die hassverzerrten Gesichter vor mir…Nie mehr…schwöre ich mir…Nie mehr wird einer dieser Menschen hier so etwas durchmachen müssen…
Jubel reißt mich aus meinen Gedanken…Das Dorf ist fertig, innerhalb weniger Minuten habe ich diesen Menschen ein Zuhause geschaffen…
Ich lasse mich von ihrer Freude anstecken…Wir feiern die ganze Nacht hindurch, jeder will sich persönlich bei mir bedanken…Nur ein einziger steht zwischen mir und der Menge…Mein Beschützer ist immer noch da…
Die Sonne geht bereits auf, als ich mich endlich von den Leuten loseisen kann…Ich bin müde…Ein wohliges warmes Gefühl in meiner Brust erinnert mich wieder daran, dass ich nun ein bisschen menschlicher bin…Ich kann wieder schlafen…
Zu Essen brauche ich dennoch nichts…Ich ziehe meine Kraft aus den Gebeten meiner Anhänger…Und natürlich aus den Gebäuden…Sie wissen das, und beginnen gleich in den folgenden Wochen damit, mir kleine Altäre und einen großen Tempel zu bauen…
Meine Hilfe wird abgelehnt, sie wollen es alleine tun, so wie ich ihnen ganz alleine ein Dorf gebaut habe…
Mir ist das nur Recht…In letzter Zeit ziehen immer wieder Ideen durch meinen Kopf, die nicht die meinen sind…
Es ist verwirrend…Manche betreffen meinen jungen Begleiter…Sie scheinen von Tsumi zu kommen…Sie findet, dass er gut aussieht…
Ich kann das nicht beurteilen…Für mich sehen sie alle gleich aus…Nur die Farbe der Haare hilft mir etwas, sie auseinander zu halten…
Und eines Tages beginnen die fünf plötzlich mit mir zu sprechen…Es beginnt völlig harmlos…Aber bald schon verlasse ich mich auf ihre Ratschläge…Sie liegen meist richtig…
Wir sind ein gutes Team, jeder weiß sofort, was der andere denkt…
Die Jahre ziehen vorüber, niemand verirrt sich auf meine Insel…Mein Volk wächst und gedeiht…
Ich ziehe mich weiter von ihnen zurück…Eine große Höhle erscheint mir ein passender Ort für eine Göttin zu sein…
Manchmal kommen sie, um mich um Segen für die Ernte oder ein besonderes Kind zu bitten…Mein Beschützer ist längst tot…
Die meiste Zeit dämmere ich vor mich hin und bewache mein Reich…
Es ist nicht so, als ob wir nicht glücklich wären…aber manchmal erscheint uns unser Leben doch sehr langweilig…
Also beginnen wir mit Experimenten…Warum sind wir zu sechst in einem Körper?
Diese Frage beschäftigt uns immer mehr…Wir wollen uns nicht auf Dauer trennen…Aber ab und zu?
Und tatsächlich…Eines Tages steht plötzlich Kaori vor mir…Erstaunt starren wir uns an…Sie kichert leise…
Wir sind nicht mehr Eins, aber auch nicht getrennt…Wir sind die Seele von Nagi Island…